Unternehmer, die über den Unternehmensverkauf nachdenken oder Wachstumskapital benötigen, stoßen oft auf den Begriff Private Equity (PE). Doch was genau hat es damit eigentlich auf sich, wie funktioniert das Geschäftsmodell der PE-Manager, und welche Rolle spielt PE in der deutschen Wirtschaft? Antworten dazu finden Sie in diesem Artikel, praxisnah und in klar verständlicher Sprache.
Private Equity einfach erklärt
Private Equity bedeutet übersetzt „privates Beteiligungskapital“. Es handelt sich dabei meistens um Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen, z. B. im deutschen Mittelstand. Klassischerweise definieren PE-Manager im ersten Schritt ein Strategie, anhand derer sie in Unternehmen investieren wollen, z. B. bei Kapitalbedarf für Wachstum, in Nachfolgesituationen oder bei der Restrukturierung von Unternehmen. Im Anschluss sammeln sie mit dieser Strategie Wachstumskapital von institutionellen Investoren, z. B. Pensionskassen, Versicherungen, und vermögenden Privatpersonen ein – häufig sind dies mehrere hundert Millionen Euro. Dieses Geld investieren sie dann in den folgenden Jahren in ca. 5-10 Unternehmen pro Fonds und werden damit direkter Anteilseigner dieser Unternehmen. Das Ziel dabei? Den Wert des Unternehmens zu steigern und es später mit einem Gewinn an einen neuen Eigentümer zu verkaufen.
Wie funktioniert das Geschäftsmodell?
Wie oben bereits angedeutet, besteht das Geschäftsmodell der Private Equity Fondsmanager aus vier Bausteinen:
- Der Kapitalbeschaffung
Private-Equity-Gesellschaften sammeln Geld von Investoren in einzelnen Fonds ein, die jeweils eine spezifische Investitionsstrategie verfolgen. Typischerweise hat jeder Fonds eine Laufzeit von ca. 7–10 Jahren. Während dieser Zeit wird das Wachstumskapital gezielt in Unternehmen investiert, diese weiterentwickelt und schließlich verkauft. - Der Investition
Ist ein geeignetes Unternehmen zum Verkauf identifiziert, erfolgt, nach sorgfältiger Prüfung, eine Investition durch den Fonds, meistens in Form einer Anteilsmehrheit (eine sogenannte Beteiligung). Hat ein Fonds beispielsweise €500 Mio., so wird sich eine typische Investition auf +/- €50 Mio. belaufen. Der Hintergrund dabei ist, dass eine Private-Equity-Gesellschaft ihr Risiko streuen möchte (deshalb nicht nur in 1-2 Unternehmen investiert) und gleichzeitig nur begrenzte Kapazitäten hat (weshalb meistens nicht in 20 oder mehr Unternehmen pro Fonds investiert wird). - Der Wertsteigerung
Einer der wichtigen Erfolgsfaktoren für Private-Equity-Gesellschaften ist die erfolgreiche Weiterentwicklung ihrer Unternehmensbeteiligungen. Nach der Übernahme nutzen die Private-Equity-Manager z. B.:- eine Prozessoptimierung,
- die Einführung neuer Technologien,
- den Zukauf von weiteren Unternehmen in der gleichen Industrie, um diese Wertsteigerung zu erzielen.
- Dem Verkauf
Am Ende einer Investition durch einen Private Equity Fonds steht dabei fast immer der Verkauf der Beteiligungen, z. B. an einen anderen Fonds, an einen strategischen Käufer aus der Industrie oder auch mittels eines Börsengangs.
Im Anschluss an den Verkauf der 5-10 Beteiligungen wird der Fonds abgewickelt. Die Investoren und auch der Fondsmanager haben dann die Möglichkeit zu bewerten, ob die Strategie erfolgreich war und alle Ziele erreicht wurden.
Wie verdient Private Equity Geld?
Der Fondsmanager im Private Equity hat dabei zwei Einnahmen:
- Management Fees
Die Gesellschaft erhält während der Laufzeit des Fonds eine Verwaltungsgebühr von den Investoren. Diese beträgt pro Jahr im Regelfall 2 % des verwalteten bzw. zu einem späteren Zeitpunkt des investierten Kapitals. Bei Fonds, die oft deutlich über €100 Mio. Volumen haben, kommt hier schnell eine stattliche Summe zusammen. - Gewinnbeteiligung (Carried Interest)
Der Großteil der Einnahmen kommt jedoch aus der Beteiligung am Gewinn des Fonds. Deshalb ist es für Private Equity Manager von erheblicher Bedeutung, dass ihre Strategie funktioniert und sie systematisch eine Rendite für Ihre Investoren erwirtschaften. Vereinfacht dargestellt, behält der Fondsmanager 20 % der Erlöse als Carried Interest ein.
Private Equity – Chance oder Risiko für Unternehmer?
Private-Equity-Fonds bringen relevante finanzielle Mittel mit, die nicht nur für den Anteilserwerb vom Verkäufer genutzt werden, sondern auch für zukünftige Investitionen dienen können. Das kann bedeuten: Wachstumskapital für eine lange geplante Expansion, Übernahme von Wettbewerbern oder die Einführung neuer Technologien (z. B. eine ERP-Migration). Dabei bringen die Manager nicht nur Kapital, sondern auch operative Unterstützung mit. Fast alle PE-Gesellschaften verfügen über ein Netzwerk von Experten und Beratern und haben oft tiefgreifende Branchenkenntnisse, sodass die operative Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens erheblich gesteigert werden kann. Zu guter Letzt, profitieren Unternehmer nach einem Verkauf an einen PE-Fonds oft von einer Professionalisierung ihrer Prozesse und Strukturen. Dazu gehören ein verbessertes Controlling, klar definierte Kennzahlen (KPIs) und strategische Zielsetzungen, die langfristig den Unternehmenswert steigern.
Demgegenüber gehen natürlich auch mit einer PE-Investition Risiken für das Unternehmen einher, die unerfahrene Verkäufer oft übersehen. Zum einen ist eine Veräußerung an einen PE-Fonds oft komplex und fast alle Verkäufer unterschätzen den Prüfungsaufwand. Als unerfahrener Verkäufer beim Unternehmensverkauf ist man dann in den Verhandlungen, z. B. vom Kaufvertrag und dem neuen Geschäftsführer Dienstvertrag, mit dem PE dem Risiko ausgesetzt, dass dieser seinen Wissensvorsprung zum eigenen Vorteil nutzt. Zum anderen sind PE-Transaktionen oft mit einer hohen Fremdkapitalquote (Leveraged Buyout) verbunden. Das Unternehmen muss in diesem Fall aus seinem Cashflow heraus diese Schulden bedienen (vergleichbar mit einer Immobilie, die ein Investor mit einem Bankkredit finanziert und der dann mit der Miete zurückgezahlt wird). Wenn die erwarteten Erträge ausbleiben, kann das zu Liquiditätsengpässen führen. Mit einer sorgfältigen Vorbereitung und der richtigen Beratung, am besten durch einen M&A-Berater, der bereits häufig mit PE-Fonds Geschäfte gemacht hat und der ein entsprechendes Netzwerk an Juristen und Wirtschaftsprüfern mitbringt, können diese Hürden sicher genommen werden.
Fazit
Gerade mit Blick auf die anstehende Transformation der deutschen Wirtschaft, bei der hundertausende Unternehmer kurz- bis mittelfristig in den Ruhestand gehen und nicht über einen geeigneten Nachfolger verfügen, ist Private Equity als Finanzierungsform nicht wegzudenken. Den teilweise schlechten Ruf genießt die Branche eindeutig zu Unrecht und eine Veräußerung an einen PE sollte zumindest eine Option darstellen. Dabei muss dann jedoch beachtet werden, dass PEs eine deutliche Professionalisierung der Prozesse mit sich bringt und in Verhandlungen einem unerfahrenen Verkäufer überlegen ist. Hier gilt es, rechtzeitig den richtigen Partner zu finden, der die Transaktion in Ihrem Sinne steuert.